"The Klimperclown“ – Wenn Biografie auf Blödelei trifft


 "Die wirklich wahren Geschichten klingen immer wie ein fantastischer Traum" - genau so ist "The Klimperclown": eine absurde, ehrliche und wunderbar wirre Reise durch Helge Schneiders Leben.

 

Mit The Klimperclown haben Helge Schneider und Sandro Giampietro einen Film geschaffen, der so unkonventionell, verspielt und skurril ist wie der Künstler selbst. Die 82-minütige Dokumentation ist kein klassisches Porträt und richtet sich eher an Kenner und Liebhaber, die sich auf Helges Welt einlassen wollen.

Das Besondere: The Klimperclown entstand komplett ohne großes Produktionsteam. Regie, Produktion, Inhalt - alles stammt von Schneider und Giampietro selbst. Keine Hochglanz-Optik, kein Promi-Schnickschnack, keine fremden Stimmen aus dem Off. Stattdessen: Helge, wie man ihn kennt - oder eben nicht. Frei improvisiert, unvorhersehbar und immer in Bewegung.

Der Film verzichtet auf klassische Erzählstruktur. Szenen, Erinnerungen, Familienfotos, alte Live-Auftritte und wirre Alltagsbeobachtungen reihen sich in lockerem Rhythmus aneinander. Mal unterhält sich Helge mit seinen Eltern über eine Digitalkamera, mal spaziert er durch spanische Straßen, mal sieht man ihn beim Musizieren an Piano, Saxofon oder Gitarre zu - während nebenbei musikalische Skizzen entstehen, die den Film tragen. Dass er alle Instrumente selbst beherrscht, überrascht niemanden, der sein Talent kennt.

Musik ist ein zentraler Bestandteil: Helge komponiert, spielt und arrangiert alles selbst - mal verspielt, mal melancholisch, mal völlig verrückt. Besonders die jazzigen Zwischentöne und spontanen Improvisationen geben dem Film seinen eigenen Ton. Wer Helge nur als Komiker kennt, entdeckt hier eindrucksvoll seine musikalische Seite - und wie eng bei ihm Spaß und Musik verbunden sind.

The Klimperclown ist eine Liebeserklärung an die Freiheit des Erzählens. Der Film lebt von dem, was Helge Schneider ausmacht: Absurdität, Selbstironie und ein Gespür dafür, in den banalsten Momenten großes Entertainment zu finden. Die Nachsynchronisation einzelner Szenen durch Helge verleiht dem Film eine ganz eigene komödiantische Note.

Gastauftritte alter Weggefährten wie Peter Thoms sind kurz und treten nie in den Vordergrund. Stattdessen bleibt Helge der Mittelpunkt: unverstellt, direkt und ehrlich - ohne Glorifizierung oder Analyse.

Der Film wirkt manchmal zusammenhanglos - aber genau darin liegt sein Reiz. Man spaziert durch Helges Gedankenwelt, ohne klares Ziel, aber mit viel Neugier. „Die wirklich wahren Geschichten klingen immer wie ein fantastischer Traum“ - besser lässt sich dieses Werk kaum beschreiben. In nur 82 Minuten entsteht ein rundes Porträt eines Künstlers, der sich nie zu ernst nimmt und dessen Genie oft im Unsichtbaren liegt.

Für Fans ist The Klimperclown ein Muss. Wer Helge Schneider bisher wenig abgewinnen konnte, wird es schwer haben, einen Zugang zu finden - doch das war wohl auch nie das Ziel. Ein Film von Helge Schneider, über Helge Schneider, für Helge Schneider - und für alle, die seine Kunst seit Jahrzehnten bewundern.

Zum Schluss bleibt nur eines zu sagen: Danke, Helge Schneider - für diesen Film, für all die seltsamen, berührenden und absurden Momente, und für dein einzigartiges Schaffen, das es so kein zweites Mal gibt.

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