"Tafiti - Ab durch die Wüste" - Warmherziges Animationskino aus Deutschland


"Tafiti - Ab durch die Wüste" verbindet warmherzige Animation mit feiner Emotionalität und künstlerischem Anspruch - ein deutsches Kinoabenteuer, dass Kinder begeistert und Erwachsene berührt.

  

"Tafiti - Ab durch die Wüste" ist einer dieser Filme, die sich weniger über ihre Handlung definieren als über ihre Atmosphäre, ihren Rhythmus und ihre Haltung. Nina Wels, die in der Vergangenheit bereits gezeigt hat, dass sie das Erzählen für ein junges Publikum beherrscht, legt hier einen Animationsfilm vor, der zwischen klassischem Abenteuer, warmherzigem Familienkino und fein gezeichneter Fabel pendelt. Was zunächst nach einer schlichten Kinderbuchadaption klingt, entpuppt sich im Kino als visuelles und emotionales Erlebnis, das seine eigene Handschrift entwickelt - ein Werk, das nicht auf Lautstärke setzt, sondern auf Herz.

Schon der Trailer deutete an, dass hier kein standardisierter Animationsfilm nach internationalem Vorbild zu erwarten ist. Stattdessen vertraut "Tafiti - Ab durch die Wüste" auf intime Charaktere, klare Farben und die Wüste als ungewöhnliches Setting, das sich sofort von anderen Produktionen abhebt. Während viele internationale Studios Gag-Feuerwerke und atemlose Action ins Zentrum stellen, geht dieser deutsche Film den entgegengesetzten Weg. Er erlaubt sich Ruhe, Zartheit und einen Tonfall, der auf Vertrauen in die eigene Geschichte setzt.

Im Mittelpunkt steht das Erdmännchen Tafiti (gesprochen von Cosima Henman), neugierig und abenteuerlustig, aber in einer Familie verankert, die Angst und Vorsicht hochhält. Als Tafiti auf das lebensfrohe Flussschwein Pinsel (gesprochen von Bürger Lars Dietrich) trifft, kollidieren Welten. Sicherheit und Vorsicht auf der einen Seite, Offenheit und Vertrauen auf der anderen. Pinsel ist die Figur, die für das junge Publikum sofort greifbar ist, die Szenen stiehlt und den Humor trägt. Tafiti wirkt zunächst zurückhaltender, fast blasser, doch gerade daraus entsteht sein Bogen: Er wächst erst im Verlauf der Reise, während Pinsel von Anfang an voller Energie ist. Diese Dynamik - der komische Sidekick und die ernstere Hauptfigur - ist der Kern des Films.

Die Nebenfiguren treten vor allem als atmosphärische Inseln auf. Die Rüsselmaus MKonga (gesprochen von Dustin Semmelrogge) zum Beispiel sorgt für charmante, niedliche Momente, bleibt aber eher ein Begleiter am Rand als ein treibender Faktor. Das ist eine bewusste Entscheidung, die den Fokus klar bei Tafiti und Pinsel belässt. Viele Tiere tauchen kurz auf, hinterlassen Eindruck und verschwinden wieder. So bleibt das Erzähltempo hoch, und das Publikum bekommt immer wieder kleine Überraschungen, ohne dass der rote Faden verloren geht.

Überraschend stark ist die Qualität der Animation. Die Macher fangen Emotionen in Gesichtern, Bewegungen und Gesten mit einer Präzision ein, die man in deutschen Animationsfilmen selten sieht. Besonders die Nahaufnahmen stechen hervor: ein Zucken in Tafitis Augen, ein unsicheres Lächeln von Pinsel, die träumerische Pose der Rüsselmaus, wenn sie in einen Elefanten verliebt ist. Die Wüste als Setting erweist sich als Glücksgriff. Sie ist nicht monoton, sondern farblich reich, voller Nuancen und Kontraste. Mal flirrt die Hitze, mal glüht der Sonnenuntergang, mal liegt eine kühle Nacht über den Figuren. So entsteht eine visuelle Vielfalt, die sofort fesselt. In manchen Momenten wirkt es fast so, als könne man die Sonne selbst auf der Haut spüren.

Auch inszenatorisch traut sich der Film, Akzente zu setzen. Besonders eine surreal gestaltete Verliebtheitsszene, mit animierten Herzen und Traumoptik zeigt, dass "Tafiti - Ab durch die Wüste" nicht nur technisch mithalten kann, sondern auch Lust am Spielerischen hat. Solche Szenen erinnern an große Momente internationaler Animationskunst, wirken aber nie wie eine Kopie, sondern tragen eine eigene Handschrift.

Der Tonfall des Films richtet sich klar an ein jüngeres Publikum. Konflikte werden schnell aufgelöst, Missverständnisse nicht endlos ausgespielt, Trennungen dauern nur wenige Minuten. Erwachsene Zuschauer mögen das zu einfach finden, doch für Kinder ist es genau richtig. Es entsteht ein Rhythmus, der immer spannend bleibt, ohne Angst oder Unsicherheit zu lange auszukosten. Das macht den Film nicht weniger wertvoll, im Gegenteil: Er weiß genau, welche Zielgruppe er anspricht, und wie man sie emotional abholt.

Humor ist ein zentrales Element, und er liegt fast durchgehend bei Pinsel. Sein Charme, seine Tollpatschigkeit, seine Loyalität machen ihn zur Sympathiefigur. Tafiti dagegen ist die Figur, durch die das Thema Freundschaft und Vorurteile erfahrbar wird. Er ist das Herz, Pinsel der Motor. Die musikalische Begleitung hält sich bewusst zurück. Der Score drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern stützt, trägt und betont, ohne jemals zu laut zu werden. Gerade dadurch wirkt er stimmig.

Die Themen sind klar und universell. Es geht um Freundschaft, Mut, Vertrauen und die Überwindung von Vorurteilen. Der Film erzählt von der Angst vor dem Fremden und davon, wie wichtig es ist, offen und neugierig zu bleiben. Das wird nicht mit erhobenem Zeigefinger vermittelt, sondern über die Figuren selbst erfahrbar gemacht. Für Kinder ist das eine wichtige Botschaft, für Erwachsene eine Erinnerung daran, wie wertvoll Offenheit sein kann.

Natürlich könnte man bemängeln, dass die Geschichte episodenhaft wirkt und viele Nebenfiguren nur kurz auftauchen. Auch die Konflikte sind schnell gelöst, was dramaturgisch wenig Tiefgang bietet. Doch genau das macht die Stärke des Films aus: Er bleibt leichtfüßig, überfordert sein Publikum nicht, sondern schafft einen Zugang, der für Kinder ideal ist. Dass Erwachsene dabei manchmal mehr Komplexität erwarten, ist nicht die Schwäche des Films, sondern das Ergebnis einer klaren Zielgruppenorientierung.

Am Ende ist "Tafiti - Ab durch die Wüste" ein Film, der mit Leichtigkeit, Wärme und visueller Schönheit überzeugt. Er mag narrativ nicht überraschen, aber er berührt. Er zeigt, dass deutsche Animation mehr sein kann als ein Randprodukt, dass sie durchaus die Qualität hat, ein internationales Publikum zu beeindrucken. Und er beweist, dass sich Herz, Humor und künstlerischer Anspruch nicht ausschließen.

Es ist ein Film, der Kinder begeistert und Erwachsene angenehm überrascht. Ein Film, der zeigt, dass Abenteuer nicht immer laut und überladen sein müssen. Man verlässt den Kinosaal mit einem guten Gefühl, mit einem Lächeln und der Gewissheit, dass Freundschaft, Mut und Offenheit Werte sind, die nie aus der Mode kommen.

Kurzfazit: "Tafiti - Ab durch die Wüste" ist ein charmantes, lebendiges Abenteuer, das mit seiner einfühlsamen Erzählweise, starken Figuren und der farbenprächtigen Wüstenwelt überzeugt. Humor, Herz und Freundschaft stehen im Mittelpunkt, sodass der Film Kinder begeistert und gleichzeitig Erwachsene auf seine eigene, ruhige Art berührt.

 

"Tafiti - Ab durch die Wüste" startet ab dem 04. September 2025 in den deutschen Kinos

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