In Luc Bessons (Léon: Der Profi) "Dracula - Die Auferstehung" verschmelzen Tragik, Sehnsucht und gotische Pracht. Ein unsterblicher Graf, gefangen zwischen Schmerz und Liebe, wandelt durch düstere Schlösser, neblige Straßen und lebhafte Jahrmärkte. Besson liefert eine tiefgründige, visuell beeindruckende Neuinterpretation der Dracula-Legende, die berührt, fasziniert und das Publikum in ihren Bann zieht.
Luc Bessons Version der klassischen Dracula-Geschichte beginnt im 15. Jahrhundert: Prinz Vlad von Dracul (Caleb Landry Jones) verliert seine Frau Elisabeta (Zoë Bleu Sidel) und wendet sich in seiner Verzweiflung von Gott ab. Ein Akt von Trauer und Wut führt zu seinem Fluch: der Unsterblichkeit. Fortan wandelt er als Dracula durch die Jahrhunderte, getrieben von Erinnerungen, Sehnsucht und Schmerz. Hunderte Jahre später begegnete er in Paris einer Frau, deren Gesicht verblüffend seiner verlorenen Liebe ähnelt. Diese Begegnung bringt Bewegung in sein langes Warten und bildet das emotionale Herz der Geschichte. Bessons Fokus liegt weniger auf klassischem Horror, sondern auf Tragik, Romantik und der inneren Zerrissenheit seines Protagonisten.
Visuell entfaltet der Film eine beeindruckende Atmosphäre. Die Kulissen reichen von düsteren Klöstern, in denen flackernde Kerzen das Bild in warmes Licht tauchen, über prunkvolle Schlösser mit hohen Hallen, kunstvollen Gemälden und dunklen Gängen, die Draculas Isolation spiegeln. Kurze Jahrmarktszenen sorgen für dezente Kontraste und lockern die ansonsten düstere Stimmung auf. Laternen, Karussells und Menschenmengen erzeugen dabei eine faszinierende Mischung aus Freude, Spannung und Melancholie. Die Kamera folgt den Figuren dicht, fängt Gesten, Blicke und Details ein und verstärkt die emotionale Nähe. Licht, Schatten und Nebel spiegeln Draculas innere Zerrissenheit eindrucksvoll.
Die Schauspieler tragen entscheidend zur Wirkung bei. Caleb Landry Jones überzeugt als Dracula mit bemerkenswerter innerer Tiefe: Anfangs zurückhaltend und fast blass, gewinnt er durch Maske, Make-up und Körpersprache an Präsenz, Leidenschaft und Tragik. Zoë Bleu Sidel als Elisabeta/Mina vereint Verletzlichkeit und Stärke und trägt die emotionale Achse des Films. Christoph Waltz als Van Helsing überzeugt mit Witz, Intelligenz und Präsenz, wobei seine dialoglastigen Szenen das sonst flüssige Tempo manchmal etwas bremsen. Nebenfiguren wie Lucy Westenra (Matilda de Angelis) oder Jonathan Harker (Ewens Abid) bleiben Randfiguren, erfüllen aber ihre erzählerische Funktion.
Die Handlung lebt von ruhigen, intensiven Momenten, die den emotionalen Kern des Films tragen. Draculas erster Blick auf Mina in Paris ist von zarter Sehnsucht und Schmerz geprägt. Gleichzeitig sorgen actionreiche Szenen wie die Schlacht zu Beginn des Films für unmittelbare Spannung und demonstrieren Bessons Talent für choreografierte Kämpfe. Auch kleinere Momente, in denen Dracula durch sein verlassenes Schloss wandelt, erzeugen eine greifbare Atmosphäre und verdeutlichen seine Isolation. Rückblenden ins 15. Jahrhundert zeigen Draculas Werdegang und seine daraus resultierende Verzweiflung eindringlich. Besson erlaubt dem Film Ruhephasen, die tief in Draculas Charakter eintauchen, was die emotionale Wirkung verstärkt, zugleich aber das Tempo strecken kann. Die 129-minütige Laufzeit mag für manche Zuschauer spürbar sein. Vereinzelt eingesetzte CGI-Effekte wirken leicht künstlich, stehen jedoch im Kontrast zu den ansonsten hochwertigen Kulissen, Kostümen und Effekten. Unfreiwillige humorvolle Momente lockern die Tragik dezent auf, ohne die Intensität zu mindern.
Der Soundtrack unterstützt die Stimmung subtil, aber wirkungsvoll. Ein wiederkehrender Song begleitet Draculas Sehnsucht, während die abwechslungsreichen Geräuschkulissen die Szenen atmosphärisch aufladen. Musik und Sounddesign verstärkt die emotionale Bindung und lassen dramatische Momente noch eindringlicher wirken.
Das Finale überzeugt mit Dynamik, Emotion und Bildgestaltung. Statt eines klassischen Showdowns liefert es eine intensive Auflösung, die Trauer, Sehnsucht und Opferbereitschaft bündelt. Besson beweist erneut sein Gespür für Bildkomposition, Rhythmus und Charakterentwicklung.
"Dracula - Die Auferstehung" ist kein Horrorfilm im klassischen Sinne, sondern ein romantisches Drama mit Gothic-Flair. Wer bereit ist, sich auf ruhige, tiefgründige Momente und Dialoge einzulassen, erlebt eine intensive, berührende Geschichte voller emotionaler Höhepunkte. Kleine Schwächen beim Tempo, CGI und einzelnen Dialogpassagen werden durch beeindruckende Kameraarbeit, sehenswerte Optik und starke Hauptdarsteller mehr als ausgeglichen.
Kurzfazit: "Dracula - Die Auferstehung" überzeugt durch emotionale Tiefe, stilistische Eleganz, opulente Kulissen und intensive Hauptdarsteller. Der Film beeindruckt durch eine hochwertige, detailverliebte Optik und einen harmonisch eingespielten Cast, der die Charaktere lebendig und glaubwürdig zum Leben erweckt. Luc Besson liefert eine kraftvolle, visuell mitreißende Neuinterpretation der Dracula-Legende, die berührt, fasziniert und lange nachhallt.
"Dracula - Die Auferstehung" startet ab dem 30. Oktober 2025 in den deutschen Kinos

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